New Heritage Deutsch

In einer Welt, die sich gefühlt jeden Tag ein kleines bisschen schneller dreht, sehnen sich viele von uns nach einer kurzen Auszeit. Etwas, das uns je nach Situation im Hier und Jetzt, oder auch ganz wo anders sein lässt.

Lange Jahre habe ich selbst erlebt, wie es sich anfühlt sich nicht mehr erden zu können. Nichts mehr, oder zu viel auf einmal zu spüren. Daher versuche ich, meine Arbeit einen Anker sein zu lassen. Für mich – und für andere. Dies kann man einem Objekt jedoch nicht aufzwingen. Es braucht viel Übung und Geduld, sehr viel „Können“ und ganz wenig „Wollen“.

Im Gegensatz zur Yūgen Kollektion ging es bei New Heritage jedoch nicht ums Festhalten, sondern darum loszulassen. Dieses „Loslassen“ war ein langer Prozess, der sich über Jahre hinzog. Loslassen festgefahrener Ansichten, das Erweitern meiner Vorstellung von Perfektion und das Verlassen ausgetretener Pfade.

Begonnen hat es vor circa 8 Jahren, als ich Werner Fuchs kennen gelernt habe. Werner hat sich dem traditionellen Arbeiten mit Grünholz verschrieben. Er fertigt unter anderem Löffel und kleine Gefäße aus Grünholz, welche er ganz klassisch mit Handwerkzeugen wie Handsäge, Axt und Schnitzmesser bearbeitet. Die Oberflächenbehandlung erfolgt dabei mit natürlichen Farben, Ölen und Wachsen. Dadurch werden eine Haptik und Anmut erreicht, welche man bei bis zur Perfektion veredelten Oberflächen vergeblich sucht.

So sehe ich das zumindest heute. Damals habe ich das Ganze eher mit Argwohn betrachtet, da es (gefühlt) Allem, was ich in meiner Arbeit bis dorthin angestrebt hatte, widersprach. Glücklicherweise habe ich durch die entstandene Freundschaft jedoch nach und nach einen emotionalen Zugang zur traditionellen Grünholzkultur gefunden. Sie ist unter anderem in England und dem Baltikum heute noch sehr lebendig. Ihre Wurzeln reichen bis in die Frühzeit, dabei ist diese Kultur inzwischen viel mehr als nur Handwerk, sondern auch Lebenseinstellung und Lebensgefühl.

Ich selbst habe mich jedoch nie als „Greenwood Woodworker“ im traditionellen Sinne verstanden, doch die zugrunde liegende Ästhetik hat mich immer stärker beeinflusst. Natürliche, organisch wirkende Oberflächen wurden daher immer mehr Teil meiner Arbeit.

In den letzten beiden Jahren hat sich dies zu einem Ganzen verdichtet und als ich die ersten Schalen aus einer Laune heraus nach dem Drechseln beschnitzt hatte, war die Idee für die „New Heritage“ Kollektion geboren.

Dabei habe ich mich beim Namen bewusst für das Englische „New Heritage“ entschieden, da viele, für mich wichtige Impulse, von den britischen Inseln kommen. „Neues Erbe“, weil ich den Gedanken mag, zukünftige Erbstücke zu erschaffen. Arbeiten die sich, obwohl neu, auf eine schöne Weise alt anfühlen und sich wie selbstverständlich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegen.

Bei den geschnitzten Verzierungen handelt es sich in den meisten Fällen um simple Bandornamente und floral anmutende Muster. Das Schnitzen der selbst erarbeiteten Designs war dabei eine ziemliche Herausforderung, da es bei dieser Art des Schnitzens viel mehr um ein Loslassen und Arbeiten im Fluss, als um die perfekte Führung des Werkzeugs geht. Bei der farbigen Gestaltung haben mich die Arbeiten japanischer Töpfer:innen inspiriert. Diese besitzen oft eine faszinierende Oberfläche bei der der, mit groben Bestandteilen durchsetzte, Tonkörper an vielen Stellen durch die Glasur „bricht“.

Die Objekte der New Heritage Kollektion umfassen unterschiedliche Hohlformen, vor allem Schalen. Ihre Oberfläche wird nur mit scharfen Drechsel- und Schnitzwerkzeugen bearbeitet und mit einer sehr feinen Messingbürste gebürstet. Nach der Trocknung wird ein Teil der Objekte außen mit selbst hergestellter Kaseinfarbe beschichtet, welche anschließend leicht angeschliffen wird. Diese Farbe besteht nur aus Kalk, Quark und (Erd-) Pigmenten. Alle Arbeiten werden mehrfach mit einer Mischung aus gewaschenem Leinöl und natürlichem Wachs behandelt. Die Oberfläche ist durch die Art der Herstellung und ihre Behandlung besonders widerstandsfähig, pflegeleicht und bekommt mit der Zeit eine wunderbare Patina. Bei der Verwendung mit feuchten bzw. flüssigen Lebensmitteln bitte die ersten 10 bis 20-mal großzügig mit Salatöl benetzen. Nach der Benutzung am besten mit lauwarmem Wasser  ausspülen und gut abtrocknen. Spülmaschine und das Einweichen im Spülbecken sind tabu. Bei Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.